Langschläfer Siebenschläfer
In manchen Wäldern stehen aufgelassene Hütten und Scheunen, die in früheren Zeiten den Holzknechten als Wohnquartier dienten. Sucht man als Waldbesucher darin Schutz vor einem Unwetter, kann es passieren, dass man von vielen großen, schwarzen Augen neugierig angestarrt wird. In so einem Fall hat man eine Siebenschläferfamilie (Glis glis) entdeckt, die wissen möchte, wer da ihre Ruhe stört.
Siebenschläfer sind Nagetiere, die gerne ausschlafen: wegen ihrem übermäßig langem Winterschlaf, der von September bis Mai dauern kann, haben Zoologen für sie die Familie der Bilche entworfen. Die Haselmaus ist die näheste heimische Verwandte der Siebenschläfer. Der Schlaf anderer ist dem Siebenschläfer nicht so wichtig, denn bei seinen nächtlichen Streifzügen nach Nahrung kann er zum Radaubruder werden, wenn er etwa ungestüm in Dachböden oder Geräteschuppen herumturnt. Er ernährt sich von Früchten und Sämereien, Knospen und Rindenstücken. Gelegentlich verschmäht der Bilch auch tierische Kost nicht, zum Beispiel Insekten. Eigentlich gehört er auch zu den waldschädigenden Säugetieren, da der Siebenschläfer gern an Baumrinde nagt. Aufgrund ihrer Seltenheit und ihrer geringen Größe sind die Schäden aber wirtschaftlich ohne Bedeutung.
Buchenliebhaber
Wie die meisten Nagetiere ist der Siebenschläfer äußerst mobil – wenn er nicht gerade im Winterschlaft ist. Er klettert gut und ist auch am Boden sehr flink. Das liegt unter anderem daran, das der Siebenschläfer unter den Säugetieren ein absolutes Leichtgewicht ist: bei einer Körperlänge von 18 cm bringt er nur 150 g auf die Waage. Sein langer, buschiger Schwanz ist neben den markanten Augen das beste Erkennungsmerkmal.
Wer soviel schläft, ist das restliche Jahr über im Stress: Neben der Verpaarung und der Jungenaufzucht müssen sich die kleinen Bilche auch noch einen beträchtlichen Winterspeck anfressen, um den langen Winterschlaf durchzustehen. Bereits einen Monat nach Erwachen beginnt die Paarungszeit, die sich bis in den August ziehen kann. Nach einer Tragzeit von etwa 30 Tagen kommen die blinden Jungtiere zur Welt. Siebenschläfer sind äußerst vermehrungsfreudig, ein durchschnittlicher Wurf besteht aus vier bis sechs Jungtieren, es sind aber auch schon Würfe mit elf Siebenschläferbabies entdeckt worden.
Siebenschläfer leben gerne in buchenreichen Mischwäldern, in denen es ein reiches Angebot an Baumhöhlen gibt. Wälder mit einer beerentragenden Strauchschicht sind für Siebenschläfer besonders attraktiv, aber auch Streuobstwiesen nimmt er als Lebensraum an. Reine Nadelwälder meidet er dagegen, ebenso wie kalte Ebenen und Flußtäler. Ein unbedingtes Muss
ist eine ausreichende Zahl von Tagesverstecken in seinem Lebensraum.
Wenn er gestört wird, sucht der Siebenschläfer sein Heil in aller Regel in der Flucht stammaufwärts. Aus sicherer Entfernung lässt er dann ein feines Fauchen oder Knurren ertönen. Um einem Feind wie zum Beispiel dem Baummarder zu entkommen, kann der Siebenschläfer einen Teil seines Schwanzes opfern. Vor allem Marder, Hauskatzen und große Eulen wie Uhu und Habichtskauz stellen ihm nach.
Siebenschläfer ziehen auch gern in Vogelnistkästen ein, allerdings nur für die Sommermonate und erst nach Ende der Brutsaison. Zum Überwintern sucht er sich aber Verstecke im Boden. Auch wenn er durch künstliche Nadelwälder viel an potentiellen Lebensraum verloren hat, ist der Siebenschläfer nicht unmittelbar bedroht. Belassen Sie als Waldbesitzer aber abgestorbene Bäume und Bäume mit Spechthöhlen, fördern Sie den kleinen Langschläfer!